Atelier Eva Pleis
Rettungsfahrt nach Polen mit Annette von der Arche Himmelblau 2010
Ende Juli 2010 erreichte mich ein Hilferuf von Annette Probst-Stockmann von der Arche Himmelblau, die kurzfristig eine Beifahrerin für ihre Rettungsfahrt nach Polen suchte, weil ihre Mitfahrerin ausgefallen war. Da musste ich nicht lange überlegen und sagte zu. Nach einigem Hin und Her wegen unserem Treffpunkt, war es am Morgen des 12. August so weit und wir starteten gemeinsam von Ulm aus in Richtung Polen.
Die ersten Stunden mussten wir in strömendem Regen fahren, was ich als ziemlich anstrengend empfand. Dann ließ der Regen Gott sei Dank nach, allerdings wurde es damit auch sehr warm (Manchen kann man es eben nie Recht machen J). Die Straßen in Polen waren überraschend gut und wir kamen zügig voran, auch Dank unserer meist zuverlässigen dritten virtuellen Mitfahrerin „Frau Navi“, die uns den Weg wies.
Nach ca. 12 Stunden erreichten wir unser Hotel in Lodz, wo unsere Dolmetscherin Ewa Schütz ein Zimmer für uns reserviert hatte. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Ewa für die Organisation im Vorfeld und die mehrmaligen Nachfragen in diesen drei Tagen, ob alles klappt. Im Notfall hätte sie übersetzen können per Telefon, da wir beide kein Polnisch sprechen.
Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass das Hotel, das sehr schön und günstig war, nur 5 Minuten vom Tierheim entfernt ist – Klasse! Als wir uns dem Eingang des Tierheims nähern bekomme ich doch weiche Knie, in Erwartung des Hundeelends, das wir gleich zu sehen bekommen.
Wir werden von Hania, der leitenden Pflegerin herzlich begrüßt und erst einmal in ihr Büro geführt, wo auch einige Hunde untergebracht sind, u.a. zwei wenige Monate alte Junghunde in einer Gitterbox, um sie möglichen Interessenten gleich zeigen zu können. Hoffentlich werden sie bald vermittelt und müssen nicht die so wichtige Prägephase in diesem Käfig verbringen.
Hania war ein Sonnenschein und hat sich unglaublich viel Zeit genommen, um Hunde zu suchen, die wir ansehen und fotografieren wollten, uns alles zu zeigen was im TH aktuell ist. Wir konnten wir auch das "Hotelik" sehen in dem die kleinen und jungen Hunde untergebracht werden.
Es war eine gute Erfahrung mit Hania das TH Lodz erkunden zu können - wir waren beeindruckt von der Liebe und dem Einsatz mit dem die TH-Mitarbeiter dort unterwegs waren, auch mit den Hunden gespielt haben und sich unglaublich viel Mühe gegeben haben, der riesigen Anzahl von Hunden einigermaßen gerecht zu werden - es sind z .Z. mehr als 850 dort - wenn man die Welpen und Junghunde noch mitrechnet. Alle Mitarbeiter waren überaus freundlich und bemüht - es war ein sehr positiver Eindruck den wir von Lodz bekommen haben.
Annette hatte sehr viele Hilfsgüter ins Auto gepackt, denn Ewa Schütz, unsere Dolmetscherin, hatte auf der Homepage des Tierheims nachgelesen welche Dinge benötigt werden. Neben vielen Decken und Handtüchern wurde auch Welpenfutter und Milch mitgebracht; Halsbänder und Leinen, Futternäpfe und auch eine größere Geldsumme für die Fundacia (Organisation innerhalb des Tierheimes Lodz) gespendet, die sich um Notfälle kümmert und die medizinische Versorgung bezahlt.
Aus Lodz durften acht Hunde mit uns ausreisen - darunter zwei Handicap-Hunde: Lala, Lilka, Sahara, Malaga, Polly, Swirek (Handicap-Hund mit 2-fachem Beckenbruch und kleiner Lähmung am rechten Hinterbein), Misia die Beifahrerhündin, und die Handicap-Hündin Kicia (Lähmung der unteren Lendenwirbelsäule mit muskulären Ausfällen an den Hinter-Beinchen) für SOS-Hundeseelen/Schweiz.
Auch das Tierheim Piotrokow Trybunalski war natürlich ergreifend - Maria (Chefpflegerin), die liebe treue Seele hatte Tränen in den Augen als wir kamen und sie Annette erkannte. Sie war so emsig und rührig, uns die "wichtigsten" Hunde zu zeigen, die schnell raus kommen sollten, wir sahen das Entladen der Fleischabfälle vom Schlachthof und bekamen da einen Eindruck, unter welchen schlimmen Bedingungen dort gewirtschaftet werden muss. Wir hörten die Sorgen, dass die Anzahl der Zwinger im neuen Tierheim, das gerade gebaut wird, nicht ausreicht, konnten aber leider das neue TH selbst nicht besichtigen. Es steht zu befürchten, dass viele Hunde dort tot gebissen werden, wenn man sie zu mehreren in die neuen Zwinger steckt.
Es kann vorher nicht getestet werden, ob sie sich untereinander vertragen und somit sind Rangkämpfe und Streitereien um das Futter vorprogrammiert. Die Kettenhaltung soll beendet werden, aber um diesen Preis?
Maria, ihre Mitarbeiterin und die junge Pflegerin Pamela waren so nett zu uns und vor allem auch zu den Hunden, genau wie die Mitarbeiterinnen in Lodz. Dies zu erleben war für mich wie eine Versöhnung, denn ich hatte immer die Vorstellung von den bösen, Tiere quälenden Polen im Kopf. Es gibt auch sehr Tierliebe Menschen dort!!
Allerdings mussten wir in PT erleben, wie ein kleiner Welpe gebracht wurde, der gerade aus einem fahrenden Auto geworfen worden ist. Unfassbar so etwas. Ein hilfsbereiter Mann hat das zufällig beobachtet und den Kleinen hierher gebracht. Maria wird ihn aufpäppeln und dann versuchen zu vermitteln. Weil sie nicht schon genug zu tun hat mit den 300 Hunden hier!
Wir haben fünf Hunde aus PT mitgenommen: Pipi und Pepi (für Pflegestelle Sandra Frantz), Happy und Isabell für die Arche und Naomi (für Pflegestelle Binnewerg/ Schweiz).
In beiden Tierheimen klappte das Verladen am Samstag Morgen hervorragend und
superschnell und wir können Beide sagen: es hat sich gelohnt, selbst nach Polen
zu fahren und so viele Hunde zusätzlich zu den Rettungsfahrten der „Hundehilfe
Polen“ heraus zu holen. Wir waren bis unters Dach voll mit den 13 Hunden und
sahen zu, dass wir die Heimfahrt so schnell wie möglich hinter uns brachten.
Es wird bestimmt noch in diesem Herbst eine zweite Fahrt geben, die Annette mit
einer anderen Beifahrerin machen wird.
Es dauerte nur ein paar Tage, dann waren schon drei Hunde vermittelt, nämlich
Happy, Polly und die süße Misia. Hier sieht man sie im neuen Zuhause
Für einige der anderen Hunde bemüht sich auch die Schweizer Organisation SOS-Hunde-
seelen gute Plätze zu finden, aber so lange dürfen sie auf der Arche Himmelblau bei
Annette bleiben, die dort ein echtes kleines Hundetraumschloß geschaffen hat. (Es gibt sogar eigene Hundezimmer!)
Ich möchte auf jeden Fall wieder mitfahren und weitere arme Hunde auf ihrem Weg in ein neues, tolles Hundeleben begleiten, wo sie erfahren werden, dass das Leben nicht nur Schreckliches zu bieten hat.