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                                                      Eierproduktion

Legehennen im GrasLegehennen sind neugierige, lernfähige und intelligente Vögel,

die bevorzugt in Gruppen von 5 bis 20 Hennen und einem Hahn leben. In Freiheit

verbringen sie viel Zeit mit dem Erkunden der Umgebung und dem Aufspüren ihrer

vielfältigen Nahrung, die von Insekten und Würmern bis hin zu Samen oder Früchten

reicht. Dabei bewegt sich die Gruppe in einem festen Revier, das durch den leitenden

Hahn vor Artgenossen anderer Gruppen verteidigt wird. Während der Brut- und

Aufzuchtphase sondern sich die Hennen vom Rest der Gruppe ab, um an geschütz-

ter Stelle ein Nest zu bauen, ihre Eier auszubrüten und den geschlüpften Nach-

wuchs großzuziehen. Werden die Mütter und ihr Nachwuchs einmal getrennt, stoßen

beide spezielle Rufe aus, bis sie sich wieder gefunden haben. In der heutigen Legehennenhaltung hat das Eierlegen nichts mehr mit der Fortpflanzung von Hühnern zu tun, sondern allein mit der massenhaften Produktion von Eiern für den Nahrungsmittelmarkt.


Legehennen-Haltungsformen
In Deutschland werden derzeit über 38 Millionen Hühner* zum Zweck der Eierproduktion gehalten. Die Haltungsformen der sogenannten Legehennen haben in den letzten Jahren einen Strukturwandel durchlaufen


Käfighaltung
                                                                            Legehenne in KleingruppenhaltungSeit dem 1. Januar 2010 ist es in Deutschland

                                                                            verboten, die Hennen in konventionellen Käfigen (Legebatterien) zu halten – legal

                                                                            sind seitdem allein noch die ausgestalteten Käfige nach EU-Norm, die in

                                                                            Deutschland kaum eine nennenswerte Rolle spielen, sowie das Nachfolgemodell der

                                                                            konventionellen Käfige, die sogenannten Kleingruppenkäfige (oft auch als

                                                                            Kleinvolièren bezeichnet). Auch diese Käfigformen sollen in naher Zukunft

                                                                            abgeschafft und durch alternative Haltungsformen ersetzt werden – ausgestaltete

                                                                            EU-Käfige sind noch bis 2020, Kleingruppenkäfige bis 2025 erlaubt. In Käfighaltung

                                                                            leben heute nur noch etwa 13 % aller Legehennen. Der größte Anteil der

                                                                            Käfighennen wird in Betrieben mit mindestens 200.000 Hennen gehalten.
Die Bedingungen in den Kleingruppenkäfigen ähneln denen der konventionellen Käfighaltung stark: Während einem Huhn in der Legebatterie 550 cm² (= weniger als ein DIN A4 Blatt) Platz zur Verfügung standen, hat sich das Platzangebot pro Tier in der Kleingruppenhaltung unwesentlich auf 800 cm² (= ein DIN A4 Blatt plus fünf EC-Karten) pro Tier vergrößert. In den Kleingruppen-Käfigen leben Legehennen bei einer nutzbaren Stallgesamtgrundfläche von 2,5 m² in Gruppen von bis zu 60 Hennen und nach wie vor in großer Enge. Anders als die alten Legebatteriekäfige, enthalten die in mindestens drei Etagen übereinander angeordneten neuen Käfige verschiedene Funktionsbereiche mit Sitzstangen, Nestern und Einstreu. Trotzdem bleiben den Tieren viele Grundbedürfnisse weitgehend unerfüllt, da die Angebote bei der herrschenden Enge nicht im Sinne eines artgerechten Verhaltens genutzt werden können (s. u).


Bodenhaltung
Legehennen in einem Bodenhaltungs-StallEtwa 64 % der Legehennen – und damit

der bei weitem größte Teil ‒ leben heute in Bodenhaltung. In der klassischen Form

der Bodenhaltung werden die Hennen in großen Hallen in Gruppen von bis zu 6000

Tieren und bei einem Platzangebot von 9 Hennen pro m² (bzw. 1111 cm² je Huhn)

gehalten. Wie bei den Käfighennen findet sich auch der größte Anteil der Bodenhal-

tungshennen in Betrieben mit mindestens 200.000 Legehennen. In Bodenhaltung

sind die Hallen lediglich zu einem Drittel der begehbaren Gesamtfläche mit Einstreu

ausgestattet. Der Rest des Bodens besteht aus Gittern aus Holz oder Plastik an

denen sich die Tiere schmerzhafte Verletzungen zuziehen können, wenn sie un-

günstig konstruiert wurden (z. B. mit mangelhafter Auftrittsbreite). Über den Gittern

sind Sitzstangen, Nester (mit Böden aus Gummi- oder Kunstrasen) sowie Trink- und Fressvorrichtungen angebracht.


Freiland- und Biohaltung
Freiland-LegehennenKnapp 15 % der Legehennen leben in Freilandhaltung und weitere rund 8 % in ökologischer Erzeugung. Der größte Anteil dieser Hennen wird in Betrieben mit bis zu 30.000 Tieren gehalten. In der Freilandhaltung sind die Hennen im Stall denselben Bedingungen ausgesetzt wie in der Bodenhaltung. Allerdings wird

ihnen tagsüber Zugang zu einem Auslauf im Freien zugestanden – dieser umfasst

4 m² pro Tier, ist im Idealfall überwiegend bewachsen und verfügt ebenfalls im Ideal-

fall über Unterschlupfmöglichkeiten wie Unterstände oder Büsche (als Schutz z. B.

vor Raubtieren). Fehlen solche Unterschlupfmöglichkeiten, so wird der Auslauf von

den Tieren kaum ausgenutzt. Stattdessen drängen sie sich auf einer kleinen Fläche,

bevorzugt im stallnahen Bereich, zusammen. Die biologische Erzeugung unter-

scheidet sich von der Freilandhaltung bezüglich der Haltungsvorschriften lediglich

darin, dass die Tiere dort in etwas geringeren Besatzdichten (6 statt 9 Tiere pro m²)

und geringeren Gruppengrößen (maximal 3000 statt 6000 Tiere pro Gruppe) gehalten

werden, was aber nur begrenzte Vorteile für die Tiere bewirkt, da auch diese Bedingungen der natürlichen Lebensweise von Hühnern nicht nahe kommen.


Gemeinsamkeiten der Haltungsformen
Aufgrund verschiedener Faktoren der Haltung (v. a. hohe Besatzdichten und Gruppengrößen) sind die Legehennen aller Haltungsformen – insbesondere jedoch der alternativen Haltungssysteme – häufig von Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus betroffen, was regelmäßig mit schweren Verletzungen einhergeht. Als Gegenmaßnahme werden den Hennen im Kükenalter routinemäßig und ohne Betäubung die Schnäbel gekürzt, was mit akuten und teilweise auch chronischen Schmerzen verbunden ist (s. u.). Einzig in der Biohaltung ist dieser Eingriff verboten.

Gemeinsam ist den Legehennen aller Haltungssysteme, dass sie dort ausschließlich dazu dienen, durchweg und in hohen Mengen Eier zu legen. Während die Hennen ihrer Vorfahren, die in Südostasien lebenden Bankivahühner, lediglich bis zu vier Mal jährlich ein Gelege von 5–10 Eiern (bzw. bis zu 40 Eier im Jahr) hervorbringen, sind die heute genutzten Hochleistungshennen dazu gezwungen, rund 300 Eier im Jahr zu legen – und das ohne Unterbrechung. Diese hohe und von den Jahreszeiten unabhängige Legeleistung wird erreicht durch das Zusammenspiel von künstlichen Beleuchtungsprogrammen und der extremen Überzüchtung der Tiere.

Zur Eierproduktion wurden spezielle sogenannte Hybriden herangezüchtet, bei denen Merkmale wie eine hohe Legeleistung und ein hohes Eigewicht (zuungunsten anderer Merkmale) vorangetrieben wurden. Diese Legehybriden werden in Deutschland unter rein sachlichen Bezeichnungen wie »Lohmann LSL Classic« (für weiße Eier) und »Lohmann Brown Classic« (für braune Eier) vom Zuchtunternehmen »Lohmann Tierzucht« verkauft. Auch in den alternativen Haltungsformen werden diese Hybriden eingesetzt. Aufgrund der permanenten Legebelastung leiden Legehennen oft unter schwerwiegenden Krankheiten, die zum frühzeitigen Tod der Tiere führen können. Ein langes Leben ist den Hennen aber ohnehin nicht vergönnt. Sobald ihre Legeleistung nach etwa 12–15 Monaten nachlässt, werden sie geschlachtet.

Eine weitere Schattenseite der einseitigen, vielen Verbrauchern unbekannten Zucht auf Legeleistung, ist die Tötung der männlichen Legehybrid-Hühner: Da diese Tiere weder Eier legen können, noch das schnelle Wachstum der Mastrassen aufweisen, sind sie aus ökonomischer Sicht wertlos. Noch am Tag des Schlüpfens werden die männlichen Küken bei lebendigem Leib mit einem Homogenisator (einer Maschine mit rotierenden Messern) zerstückelt oder mit Kohlendioxid (CO2) vergast, wobei sie einen mindestens 60 Sekunden langen Erstickungstod sterben. So ergeht es allein in Deutschland jährlich 44,2 Millionen Küken.** Die einzelnen Bundesländer gehen mit dieser Problematik sehr unterschiedlich um. Während in den meisten Fällen noch keine (ausreichende) Auseinandersetzung mit der Praxis erfolgt ist, hat das Landwirtschaftsministerium in Nordrhein-Westfalen im September 2013 das Kükentöten per Erlass untersagt. Welche Auswirkung dieser Beschluss hat, ist derzeit allerdings noch nicht abzusehen. Auch Hessen hat ein Jahr später das Töten der männlichen Küken untersagt. Die Untersagung greift erst, sobald die Geschlechtsfrüherkennung im Ei am Markt verfügbar ist.

* Dieser Wert bezieht sich lediglich auf die Hennen von einem ½ Jahr und älter – hinzu kommen noch über 11 Millionen Küken und Junghennen bis unter ½ Jahr.

** Die Anzahl der getöteten männlichen Küken wird statistisch nicht erfasst, da jedoch davon  ausgegangen werden kann, dass auf je ein geschlüpftes weibliches Küken ein männliches Küken kommt, lässt sich der Wert aus der Anzahl der geschlüpften »Gebrauchslegeküken« ableiten. Zu dem hier genannten Wert kommen noch alle zu spät geschlüpften und schlupfunfähigen Küken hinzu.

Zurückdrängung der Grundbedürfnisse der Legehennen
Zu den Grundbedürfnissen von Hühnern zählen soziales Zusammenleben, Körperpflege, Erkunden, Ausruhen, Fortbewegung (Gehen, Hüpfen, Laufen Flattern, Fliegen) sowie diverse mit der Nahrungsbeschaffung- und -aufnahme verbundene Verhaltensweisen (wie Scharren, Picken, Zupfen, Zerren, Hacken und Bearbeiten von Nahrungsobjekten mit dem Schnabel). In keinem der heutigen Haltungssysteme können diese Grundbedürfnisse in all ihrer Bandbreite voll ausgelebt werden – am meisten eingeschränkt sind die Tiere allerdings in den Kleingruppenkäfigen.


a) Nahrungssuche
Legehennen verbringen etwa 40–60% der Tageszeit mit ihren vielfältigen Futtersuch- und Futteraufnahmeaktivitäten. Diese Verhaltensweisen wollen die hoch sozialen Tiere gemeinsam mit der Gruppe ausführen. Dazu braucht es allerdings Platz: allein zum Ausführen des Bodenscharrens (Kratzbewegungen mit den Beinen auf der Bodenoberfläche, um Futter freizulegen) benötigt ein Huhn eine Fläche von durchschnittlich 856 cm². Der Einstreubereich in Kleingruppenkäfigen (90 cm² je Henne) ist jedoch so knapp bemessen, dass immer nur wenige Tiere gleichzeitig ihr nahrungsbezogenes Verhalten durchführen können – und dies lediglich Ansatzweise. Verschiedene Schnabelaktivitäten, wie das Ziehen und Reißen an Objekten oder die Bearbeitung von Nahrungsbestandteilen entfallen aufgrund der geringen Einstreutiefe und des Fehlens von veränderbarem Substrat völlig. Dies führt zu Verhaltensstörungen wie stereotypem Objektpicken.

In den alternativen Haltungsformen können die Legehennen ihr nahrungsbezogenes Verhalten zwar grundsätzlich besser ausführen, da hier größere Flächen vorhanden sind. Bei dem hier gebotenen Einstreubereich von 250 cm² je Henne und den hohen Besatzdichten sind die Tiere dabei jedoch auch dort letztlich bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt. Zudem sind die Tiere (mit Ausnahme der Biohaltungshennen) aufgrund ihrer gekürzten Schnäbel bei der Nahrungsaufnahme beeinträchtigt. In der biologischen Erzeugung stellt sich ein anderes Problem: Die Hennen werden hier fast ausschließlich mit biologisch erzeugtem Futter gefüttert, mit dem der Eiweißbedarf der Hennen (der bei einer extremen Legeleistung besonders hoch ist) nicht optimal gedeckt wird, da es nicht mit synthetisch hergestellten Aminosäuren angereichert sein darf, wie dies bei konventionell hergestelltem Futter der Fall ist. Dies hat häufig einen hohen Federverlust und ein extrem geringes Körpergewicht der Tiere zur Folge – vereinzelt kommt es sogar zu Todesfällen.


b) Körperpflege
Die Körperpflege dient Hühnern zur Instandhaltung des Gefieders, zur Wärmeregulation und Parasitenbekämpfung – sie trägt damit erheblich zum Wohlbefinden der Tiere bei. Aufgrund von Platzmangel und geringer Einstreutiefe kann die Gefiederpflege in der Kleingruppenkäfighaltung nur unzureichend ausgeführt werden. So beschränkt sich etwa das Sandbaden, das sich unter natürlichen Bedingungen über 30 Minuten lang in einem festen Ablauf von vier Phasen vollzieht, in der Käfighaltung nur auf die Vorbereitungsphasen (Aufbringen von Einstreu ins Gefieder; Reiben des Körpers an der eingestreuten Bodenfläche). Die befriedigenden Endhandlungen (Ruhephase; Abschütteln der aufgetragenen Einstreu) entfallen häufig, da die Hennen von ihren Artgenossen gestört werden. Es kommt zu Verhaltensstörungen: Die Mehrheit aller Sandbadebewegungen finden als Scheinsandbaden auf den Drahtgitterböden im Leerlauf statt.

In den alternativen Haltungsformen wird den Hennen insgesamt mehr Fläche zur Körperpflege geboten. Die Ausübung aller vier Sandbadephasen und die gemeinsame Ausübung der Verhaltensweisen in der Gruppe werden hier prinzipiell ermöglicht. Trotzdem ist eine akkurate Körperpflege aufgrund der unnatürlich hohen Besatzdichten und der dementsprechend hohen Belastung mit Exkrementen auch in diesen Systemen erschwert. Vor allem in Haltungen mit Auslauf kommt es regelmäßig zu feuchter Einstreu, da die Tiere von draußen Schlamm in den Stall tragen – dies begünstigt die Ausbreitung von Infektionen. Zudem sind die schnabelgekürzten Hennen in allen mit dem Schnabel auszuführenden Aktivitäten der Gefiederpflege erheblich beeinträchtigt, was Schäden am Gefiederkleid zur Folge hat.


c) Ruheverhalten
In den heutigen Legehennenhaltungssystemen werden den Hennen Sitzstangen zur Verfügung gestellt, die dem Bedürfnis der Tiere nach Ausruhen und Schlafen auf erhöhten Plätzen dienen sollen. Trotzdem ist in der Kleingruppenkäfighaltung ein ungestörtes Ruhen nicht möglich: Da die Käfighöhe lediglich 45–60 cm beträgt, sind die Stangen nicht hoch genug angebracht, um einen Bereich zu bilden, der ausreichend von den anderen Funktionsbereichen des Käfigs abgetrennt wäre. Manche Tiere ruhen von vornherein auf den Gitterböden, denn aufgrund des Platzmangels sind sich ruhende und aktive Tiere ohnehin ständig gegenseitig im Weg. Stangen, die sich zu nah über dem Boden befinden, erhöhen zudem das Verletzungsrisiko, zumal Bauch und Kloake der sitzenden Henne von unten erreichbar sind und ungeschützt von Artgenossen bepickt werden können.


d) Sozialverhalten
Legehennen ohne echtes SozialverhaltenZum artgerechten Sozialverhalten von

Hühnern gehört das Ausüben synchronen Verhaltens mit der Gruppe (z. B. beim

Picken, Scharren und der Gefiederpflege). In den Kleingruppenkäfigen ist dies

  aufgrund des Platzmangels, wie bereits erwähnt, unmöglich. Ebenso wichtig für

das Zusammenleben ist das Zeigen eines rangordnungsgemäßen Verhaltens.

Dazu gehört die Möglichkeit, Angriffen von ranghöheren Tieren durch Flucht aus-

zuweichen. Diese Bedingung ist weder in Käfighaltung noch in alternativer Haltung

ausreichend gegeben, da die Ställe zu wenig strukturiert und zudem überfüllt sind.

In alternativen Systemen kommt es häufig dazu, dass die ziellos flüchtenden Tiere

durch zunächst unbeteiligte Legehennen verfolgt und zusätzlich gehackt werden.

In den alternativen Haltungsformen stellt sich außerdem das Problem der unüberschaubaren Gruppengrößen: Da Hühner nur 40 bis 250 verschiedene Artgenossen voneinander unterscheiden können, ist es ihnen in den üblichen Großgruppen von mehreren Hundert bis mehreren Tausend Tieren nicht möglich, eine stabile Rangordnung auszubilden. Mit zunehmender Gruppengröße steigt daher die Aggressionshäufigkeit. Gleichzeitig kommt es in Großgruppen gehäuft zu Federpicken, einer Verhaltensstörung, die darin besteht, Artgenossen zu picken und ihnen Federn auszurupfen. Entstehen hierbei Hautverletzungen, kann das Verhalten in Kannibalismus übergehen, wobei in kurzer Zeit tiefe Wunden entstehen, die zum Tod führen können. Durch das als Gegenmaßnahme gängige Schnabelkürzen wird das gestörte Verhalten  nicht verhindert, sondern nur die Schäden reduziert.


Körperliche Leiden und Schäden der Legehennen
Aufgrund ihrer Überzüchtung auf extrem hohe Eierproduktion in Kombination mit den unnatürlichen Haltungsbedingungen leiden Legehennen regelmäßig an diversen Krankheiten und Verletzungen. In allen Haltungssystemen kommt es häufig zu Erkrankungen des Legeapparates, wie Eileiterentzündung (Salpingitis), Bauchfellentzündung und verschiedenen Geschwulsterkrankungen (z. B. Drüsenepithelkrebs). Darüber hinaus birgt jede Haltungsform seine spezifischen systemimmanenten Krankheitsrisiken und -häufungen, wobei keines der Systeme als über- oder unterlegen bewertet werden kann:
Kleingruppenkäfige
-Osteoporose bzw. verminderte Knochenstabilität
-Skelettanomalien bzw. »Käfiglähme«
-Knochenbrüche (besonders beim Ausstallen durch die grobe Behandlung beim Einfangen)
-Bindegewebs- und Muskelschwäche
-Fettlebersyndrom, Leberrupturen
-Herzversagen
-Arthritis

Alternative Haltungsformen
Fußballengeschwüre, Erfrierungen an den Füßen, Brustbeinverkrümmungen (durch Material und Form bestimmter Sitzstangen)
Zehenverletzungen, Krallenabrisse (durch den Gitterboden)
bakterielle Erkrankungen, wie Koliseptikämie, Pasteurella-multocida-Infektionen, Rotlauf
virale Erkrankungen wie Pockeninfektion
Parasitenbefall, z. B. mit roter Vogelmilbe, Spul-, Haar- oder Rachenwurm
Blutarmut bzw. Anämie (durch Parasitenbefall)

Während in der Kleingruppenkäfighaltung insbesondere durch Bewegungsmangel verursachte Krankheiten auftreten, sind in den alternativen Haltungsformen vor allem Infektionskrankheiten und Parasitenbefall problematisch. In allen Haltungsformen können die Gesundheitsschäden so gravierend sein, dass sie zum Tod der Legehennen führen.
Schlachtung der Legehennen

Die Länge eines Legehennenlebens hängt in keinem der bestehenden Haltungssysteme von natürlichen Umständen, sondern fast immer von Faktoren des Haltungsmanagements oder der Wirtschaft ab. Damit der Umtriebsplan (Bestellung der Junghennen, Ausstallung und Schlachtung der ausgedienten Hennen, Einstallung der Junghennen) nicht zu stark von den individuellen Unterschieden der Hennen (im Durchhaltevermögen usw.) gestört wird, beschränkt man sich oft auf eine Nutzungsdauer von einer Legeperiode (12–15 Monate). Ab diesem Zeitpunkt sind die Tiere für die Halter aufgrund der abnehmenden Legeleistung meist nicht mehr rentabel. Sie werden geschlachtet und als Suppenhühner vermarktet – das betrifft allein in Deutschland über 31 Millionen Legehennen pro Jahr. Auf welche Weise Hühner geschlachtet werden, erfahren Sie in unserem Artikel über die Hühnermast.


Vermeidbarkeit und Forderungen:

Um Hennen ein artgerechteres Leben zu bieten, müssten in der Legehennenhaltung folgende Änderungen eingeführt werden:
Generelle Abschaffung der Käfighaltung.
Kein Einsatz von zur Hochleistung gezüchteter Tiere (zur Reduzierung der körperlichen Leiden).
Verringerung der Gruppengrößen in alternativen Haltungssystemen und der Besatzdichten in allen Systemen (zur Ermöglichung von artgemäßem Sozialverhalten und von Bewegungsfreiheit).
Bereitstellung eines größeren Einstreubereichs in allen Haltungsformen (zur Ausübung nahrungsbezogener Verhaltensweisen und  zur Gefiederpflege).
Bereitstellung von Futtermitteln mit unterschiedlicher Struktur (z. B. Grünfutter, ganze Weizenkörner) und von Beschäftigungsmaterial (z. B. Wetzsteine; aufgehängte Körbe mit Möhren, Gras oder Stroh, zur Beschäftigung und zur Ausübung nahrungsbezogener Verhaltensweisen).

Gestaltung der Gitterroste aller Haltungsformen mit Maschenweiten zwischen 20×40 mm und 26×52 mm (zur sicheren Fortbewegung und zur Reduzierung der Verletzungsgefahr).
Bereitstellung von Sitzstangen aus geeignetem Material (z. B. Holz oder Gitterstangen) mit einem Spaltenabstand von mind. 24 mm oder ohne Abstand, die in nicht zu steilen Winkeln (höchstens 45 Grad) angeordnet sind (zur Verminderung des Verletzungsrisikos).
Regelmäßiger Auslauf im Freien für alle Legehennen (zur Beschäftigung, zur Ermöglichung des natürlichen Fressverhaltens, zur Bewegung und zum Ausleben sozialer Verhaltensweisen) oder zumindest die Etablierung von Wintergärten (Kaltscharrräume).

Darüber hinaus fordert die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt ein absolutes Verbot des Schnabelkürzens, das bei Küken mit einem Alter von bis zu 10 Tagen durchgeführt wird. In Deutschland sind zwei verschiedene Praktiken des Schnabelkürzens gängig: das Kupieren, das durch das Abschneiden der Schnabelspitze mit einem heißen Messer erfolgt, und das etwas schonendere Touchieren (Abstumpfen der Schnabelspitze), bei dem die Schnabelspitze leicht gegen eine heiße Metallplatte gepresst wird, wobei die normalen Schnabelproportionen erhalten bleiben. Beide Eingriffe sind letztlich für die Tiere mit akuten Schmerzen verbunden, da die Schnabelspitze, die als wichtiges Tastorgan fungiert, intensiv durchblutet und von Nerven durchzogen ist. Wenn sich an der Wunde nachträglich Neurome (Geschwulste, Knoten) bilden, entstehen den Tieren sogar chronische Schmerzen. Zudem kommt es häufig zu Störungen der Wundheilung, die zum Verbluten einzelner Tiere führen können. Die Amputation von Gliedmaßen ist nach §6 des deutschen Tierschutzgesetzes verboten bzw. nur in Ausnahmefällen erlaubt. Trotzdem erteilen die Behörden regelmäßig Ausnahmegenehmigungen. Haltungsbedingungen, die so viel Stress verursachen, dass zur Eindämmung des Verletzungsrisikos solche gravierenden und schmerzhaften Eingriffe erforderlich werden, sind aus Tierschutzsicht nicht tragbar.


Was können Sie tun?
Wenn sie die oben beschriebenen Zustände nicht unterstützen möchten, dann essen Sie keine Eier oder eihaltigen Produkte. Wie gezeigt, sind auch Eier aus standardmäßiger Freiland- oder Biohaltung nicht zu empfehlen, da die Tiere auch dort letztlich nicht artgerecht leben. Zu bedenken ist zudem, dass auch in diesen Haltungssystemen die Legehennen frühzeitig geschlachtet und ihre Brüder noch am ersten Lebenstag getötet werden.
(Quelle: Albert-Schweitzer-Stiftung)   

 

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